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Geisteswissenschaft4 Min. Lesezeit

Was sind die zwei Jesusknaben in Rudolf Steiners Lehre?

Rudolf Steiner lehrte, dass zur Zeit der Geburt Jesu in Palästina tatsächlich zwei Jesusknaben geboren wurden, die jeweils unterschiedliche geistige Linien und Aufgaben verkörperten. Diese Lehre ist ein zentrales Element der anthroposophischen Christologie und wird von Steiner in mehreren Werken ausführlich behandelt.

Die zwei Linien: Salomon und Nathan

  • Der eine Jesusknabe stammt aus der Salomonischen Linie des Hauses David. Dieser wird im Matthäus-Evangelium beschrieben und steht für die königliche, weltliche Autorität.
  • Der andere Jesusknabe stammt aus der Nathanischen Linie des Hauses David. Dieser wird im Lukas-Evangelium beschrieben und verkörpert eine mehr geistige, esoterische Mission.

Steiner betont, dass die Unterschiede in den Stammbäumen der Evangelien auf diese zwei verschiedenen Jesusknaben zurückzuführen sind:

"We know that in Palestine, at the time which concerns us, not one but two Jesus-children were born, one of them from the Solomon line of the House of David. This is the Jesus child of whom the Matthew Gospel speaks... Then, at almost but not quite the same time, another Jesus-child was born, from the Nathan line of the House of David."
GA 131, From Jesus to Christ, The Two Jesus Children, Zoroaster and Buddha

Geistige Hintergründe und Vereinigung

Steiner beschreibt, dass der Jesusknabe des Lukas-Evangeliums besonders von den Kräften Buddhas durchdrungen war. Im zwölften Lebensjahr geschieht dann ein entscheidendes Ereignis: Die Individualität des Zarathustra (Zoroaster) geht in das Wesen des nathanischen Jesusknaben über:

"Today the most important thing for us is to establish that in the astral body of the Jesus-child described by Luke we have the Buddha forces at work. And when this Nathan Jesus-child was twelve years old, the Zarathustra individuality passed over into his three-fold being."
GA 131, From Jesus to Christ, The Two Jesus Children, Zoroaster and Buddha

Die Verschmelzung der beiden Jesusknaben

Im zwölften Lebensjahr stirbt der salomonische Jesusknabe, und die Individualität Zarathustras geht in den nathanischen Jesusknaben über. Damit verschmelzen die beiden Linien in einer Person:

"So haben wir also zunächst nicht einen Jesusknaben, sondern wir haben zwei; dann aber werden diese zwei einer."
GA 123, Das Matthäus-Evangelium, Sechster Vortrag, S. 124

Auch in den Arbeitervorträgen schildert Steiner anschaulich:

"Es wurden eben nicht ein Knabe geboren, sondern es wurden zwei Jesusknaben geboren. Beide Knaben hatten den Namen Jesus... Und beide haben miteinander gelebt bis zu ihrem zwölften Jahre. Und da ist das Eigentümliche geschehen: ... der eine Jesus-knabe, von dem der andere die Begabung geerbt hatte, der hat nicht weiter gelebt, der ist gestorben mit zwölf Jahren, der ist bald danach gestorben. So blieb der eine übrig und hatte ... die Weisheit des anderen."
GA 349, Vom Leben des Menschen und der Erde, Elfter Vortrag, S. 208


Zusammenfassung

  • Es gab zwei Jesusknaben: einen aus der salomonischen, einen aus der nathanischen Linie.
  • Im zwölften Lebensjahr vereinigten sich die geistigen Kräfte beider in einer Person.
  • Dieses Mysterium erklärt die Unterschiede in den Evangelien und ist zentral für Steiners Verständnis der Inkarnation Christi.

Quellen:

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